Die Nestbeschmutzer

eine Stellungnahme von Reinhard Nickchen


Wir, die Arbeitsgemeinschaft SOG glasklar sind engagierte, frei denkende Bürger aus Schlossborn, Oberems, Glashütten und dem Umland, die sich darüber wundern und auch Sie zum NACHDENKEN anregen wollen, warum mit Manfred Roeder („Bluthund Hitlers“) einer der schlimmsten Nazi-Verbrecher nach dem Kriege anscheinend widerspruchslos in Glashütten in einer einflussreichen, politischen Position akzeptiert wurde?

Gleichzeitig frage ich mich, warum im Wald (und nicht am Rathaus!) mit Johann Gottschalk nach nunmehr fast 50 Jahren (!) ein ehemaliger Bürgermeister Glashüttens als Einziger geehrt wird, der nachweislich sehr eng mit dem Beigeordneten Manfred Roeder zusammengearbeitet hat?

Als ich in einer Gemeindevertretersitzung das Thema ‚Manfred Roeder‘ anschneiden wollte, erschrak ich, als mir von der Vorsitzenden das Wort entzogen wurde, und das obwohl gerade sie doch einer liberalen und nicht als Nazi-freundlich geltenden Partei angehört. Glücklicherweise war gerade ein guter Freund aus Berlin bei uns zu Gast und besuchte mit mir gemeinsam diese Gemeindevertreterversammlung. Er ist ein recht einflussreicher und anerkannter Historiker und Politiker in Berlin und da er dieselbe Partei vertritt, erschrak auch er über eine solche unverantwortliche Nicht-Auseinandersetzung seiner eigenen ‚Parteigenossin‘ mit diesem Thema. Er verschaffte uns auch den Zugang zu Herrn Prof.Dr. Johannes Tuchel, dem Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand., Berlin.

Nun misstrauisch geworden, begann ich intensiv zur Person Roeder und seinem Wirken in Glashütten zu recherchieren und musste bald erkennen, dass einige Mitglieder von Gemeindevorstand wie Gemeindeparlament versuchen, dieses Thema möglichst zu vermeiden, sowie das Wirken dieses Nazi-Richters zu verharmlosen und falsche Fakten verbreiten zu lassen. Während dieser Recherchen kamen immer mehr interessierte Bürger Glashüttens hinzu, die alle das gemeinsame Ziel verfolgen, dass FAKE NEWS im Zusammenhang mit nationalsozialistischer Vergangenheit keine Chance erhalten dürfen. Und dass man solchen Machenschaften mit Unterstützung angesehener Fachleute vehement entgegentreten und Aufklärung betreiben muss!

„Denn nur wer weiß was war – kann wertschätzen was ist“!  Und wer versucht die Vergangenheit zu leugnen, belügt sich selbst und alle Anderen. Doch Lüge darf nie die Meinungshoheit beherrschen!

Wie können heutige politische Entscheidungsträger in Glashütten und im Kreis, offensichtlich ohne Nachprüfung, es unverantwortlich zulassen, dass falsche Fakten und Nazi-Verharmlosungen veröffentlicht werden dürfen?

Die Recherche zu diesem gewichtigen und überregionalen Thema gehört in Fachhände. Als Auftragsarbeit vergeben, bedeutet das Überforderung von Laien/Lokalhistorikern, die zudem lokal „eng verstrickt“ und nicht neutral sind. Wenn dann der daraus resultierende Lokal-Artikel selbst in Berlin Unmut und Unverständnis erzeugt und sich ein Prof. Dr. Johannes Tuchel in einer 16-seitigen Stellungnahme kritisch mit dem 2018 im Jahrbuch des Hochtaunuskreises erschienenen Artikel auseinandersetzt, ist das sehr ernst zu nehmen.

Bei Prof. Dr. Johannes Tuchel handelt es sich mitnichten …“nur um einen Professor einer Berliner Universität, der hier (quasi) eine ‚Gefälligkeitsarbeit‘ erstellt hat, nur um den Artikel im HTK-Jahrbuch von Frau Berg zu widerlegen“- wie mancher peinlicherweise mutmaßte.

Prof. Dr. Tuchel ist der Leiter der Forschungsstelle Widerstandsgeschichte am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaften der Freien Universität Berlin und der Leiter der ‚Gedenkstätte Deutscher Widerstand‘ im Bendlerblock des Verteidigungsministeriums in Berlin. Jeder Politikinteressierter sieht ihn im Fernsehen jährlich am 20. Juli im Ehrenhof vor der Gedenkstätte neben Kanzlerin, Bundespräsident und Verteidigungsministerin.

Peinlich auch für Glashütten, wenn solche unbedarft handelnden Vertreter unsere Gemeinde lächerlich machen, derartige Auftragsarbeiten vergeben und die Kritiker dann als Nestbeschmutzer diffamieren.

Wer sind hier die wahren Nestbeschmutzer?  Diejenigen, die eine zeitgemäße Aufarbeitung für geboten halten oder diejenigen, die heutzutage reichlich vorhandene Fakten, Wissen und Erkenntnisse verdrehen und negieren, um mal wieder eine neue Geschichte über Roeder zu schreiben? Roeder selbst hatte noch in der Nachkriegszeit immer wieder neue Geschichten um seine Person und üble Geschichten über andere Menschen erfunden und diesen Menschen damit sehr geschadet.

Nestbeschmutzer gilt umso mehr, wenn Bürgermeisterin und der von FDP, SPD und GRÜNE dominierte Gemeindevorstand – gerade auch noch nach Erhalt und Kenntnis der Stellungnahme von Herrn Prof. Dr. Tuchel – diesen unsäglichen Berg-Artikel als Literaturhinweis erst kürzlich neu auf die Webseite der Gemeinde stellt; und noch dazu den Verbrecher Manfred Roeder unter der Rubrik ‚KULTUR – Historische und kulturelle Persönlichkeiten‘ neben angesehenen Personen wie Christopher Park, Professor Richard Klein und anderen aufführt. Skandalös!

Es war und ist – damals wie heute – nur ein kleiner Kreis verantwortungsloser Politiker, die durch ihre gezielte Klientelpolitik einige Wenige bevorzugen und schützen, anstatt das generelle Gemeinwohl für Glashütten im Blick zu haben!

Somit besteht kein Grund mehr, die unpassende Ehrungstafel für Altbürgermeister Johann Gottschalk im Walde zu belassen, zumal alle darauf genannten „ehrenvollen“ Taten nur allgemeine Tätigkeiten von Ortsvorstehern der damaligen Zeit darstellen – im Vergleich zu seiner unrühmlichen Zusammenarbeit mit Nazi-Richter Roeder und einer unter seiner Verantwortung in den Sand gesetzten und politisch manipulierten, inkorrekten und später offiziell widerrufenen Wahl.

Ein Schild im Wald, aufgestellt heimlich und ohne Öffentlichkeitsinformation, über das unsere derzeitige Bürgermeisterin eine Geschichte nach der anderen berichtet, in dem sie schriftlich anfangs suggeriert, dass dieses Schild von Hessenforst gewollt sei, später dann zugibt, dass es privat sei – also kein Schild der Gemeinde Glashütten. Und nun als letzte Information, gehört das Gottschalk Schild einer Glashütten Privatfirma. Äusserst interessant ist auch ihre Aussage, das man übersehen habe, das es ein offizielles Wappen und Logo der Gemeinde Glashütten trägt. Ist das legal? Ich glaube kaum.