SOG glasklar
UPDATE 20. September 2020
27. August 2020
Stellungnahme von SOGglasklar zur Veröffentlichung eines Beitrags des Historie-Arbeitskreis-Glashütten zum Thema:
Kriegsende 1945 (Schloßborn, Glashütten, Oberems)
Welchen Zweck hat diese Veröffentlichung des Historie-Arbeitskreises von Glashütten?
Kriegsende 1945 (Schloßborn, Glashütten, Oberems)
Inzwischen hat der Historie-Arbeitskreis-Glashütten seinen Bericht über Schloßborn von seiner Webseite entfernt. Der Verein bietet an, den Text im Gemeindearchiv einzusehen oder als Kopie zu erhalten.
Die Begründung ist: „Keinesfalls war eine Verniedlichung oder Verharmlosung der Nazi-Herrschaft beabsichtigt. Nun haben uns Zuschriften erreicht, die auf unsachliche Weise uns genau diese Vorwürfe machen. Zur Vermeidung fruchtloser Auseinandersetzungen haben wir den Artikel zu Schloßborn wieder gelöscht.“ Gezeichnet: Alwin Klomann und Hermann Hoffmann
Die Frage bleibt, warum der Text gelöscht wird, wenn er nach Ansicht der Autoren sachlich richtig ist? Auch haben Frau Berg und Herr Geiß Ihren Text zu Glashütten und Oberems ergänzt. Sie gehen auf „Russen“ ein. Man wisse nicht, ob es „herumstreunende ehemalige Kriegsgefangene oder Flüchtlinge“ aus dem Lager IG Farben oder Zivilisten aus Massendeportationen waren. Weitere Erklärung dazu gibt es nicht.
Daher hier der Anklagepunkt 3 der Nürnberger Prozesse gegen die Verantwortlichen von IG Farben vom 3. Mai 1947:
3. Versklavung der Zivilbevölkerung in von Deutschland besetzten oder kontrollierten Gebieten, Einziehung dieser Zivilisten zur Zwangsarbeit, Teilnahme an der Versklavung von Konzentrationslagerinsassen innerhalb Deutschlands, an der völkerrechtswidrigen Verwendung von Kriegsgefangenen bei Kriegshandlungen, Misshandlung, Einschüchterung, Folterung und Ermordung versklavter Menschen.
Sind mit Massendeportationen gegen Kriegsende dann Todesmärsche gemeint? Oder der Abtransport von Juden, die in der Frankfurter Großmarkthalle gesammelt wurden?
Auffällig ist noch die Wortwahl der Autoren, dass die „Amerikaner Glashütten besetzten“ und nicht das sonst gebräuchliche Wort „befreit“ benutzen. Befreit von der Naziherrschaft, die Abermillionen Tote und Unheil über die Welt gebracht hat.
Welchen Zweck hat diese Veröffentlichung des Historie-Arbeitskreises von Glashütten?
1. Will man nur eine reine Darstellung damaliger Sichtweise der Bevölkerung widerspiegeln? Das impliziert, dass man auf damals noch reichlich vorhandene Nazis stieß, die die Amerikaner als Besatzer empfanden. Das hat aber zu Folge, dass man generell (alle) damaligen Bürger Glashüttens als Nazis darstellt, was fahrlässig und kaum vorstellbar ist.
2. Will man dagegen etwas für die heutige Generation zur Aufklärung beitragen, dann ist es unter heutigen Erkenntnissen und Gesichtspunkten gegeben, die Wahrheit zu benennen, in dem man klar von z.B. Zwangsarbeitern spricht und Erklärung dazu bietet. Man zitiert hier nur einiges; sagt, es ist nicht kein Material vorhanden, wobei die Lücken im Gemeindearchiv in Form von geschwärzten und herausgerissene Seiten doch auch für sich sprechen.
Nachfolgend unser erster Beitrag anlässlich der Veröffentlichung des Artikels des Historie-Arbeitskreis-Glashütten im Amtsblatt.
Kriegsende 1945 (Schloßborn, Glashütten, Oberems)
Glasklar geht anders
Der Historie-Arbeitskreis-Glashütten hat sich auf seiner öffentlich zugänglichen Internetseite einem schwierigen Thema angenommen. Es werden die Ereignisse im Jahr 1945 kurz vor und nach Kriegsende in den drei damals noch eigenständigen Ortsteilen Schloßborn, Glashütten und Oberems beschrieben.
Das Hauptanliegen von SOGglasklar ist, sich genau diesen Themen, die die Gesamtgemeinde Glashütten betreffen, sowohl bezüglich ihrer Innen- als auch ihrer Außenwirkung, sowohl historisch als auch aktuell zu durchleuchten und dies oft aus einem anderen Blickwinkel.
Die Ausführungen bezüglich der Ereignisse in 1945 zu Glashütten und Oberems sind mangels vorhandener Archivaufzeichnungen, laut Ingrid Berg, eher dürftig und daher in dieser Stellungnahme weitestgehend zu vernachlässigen. Deshalb wird im weiteren auf die Ausführungen zu Schloßborn Bezug genommen. Beim Lesen dieser geschichtlichen Chronik ergeben sich viele Fragen, über die es sich nachzudenken lohnt. Wir meinen, „Glasklar“ geht anders.
Die erste wesentliche Frage, die sich beim Lesen der geschichtlichen Abhandlung stellt, ist, warum wird nur dieser Abschnitt in der Zeit des Nationalsozialismus behandelt? Es ist doch von ganz entscheidender Bedeutung, die Entwicklung der Gemeinde Schloßborn seit der Machtergreifung 1933 zu beleuchten.
Dazu findet sich in dem Beitrag von Historie-Arbeitskreis-Glashütten nur der Hinweis, dass der damalige Bürgermeister Johann Friedrich Marx „auf Drängen der Einwohner Schloßborns 1933 in die NSDAP eingetreten“ sei, „damit er Bürgermeister bleiben konnte“.
Warum war der Druck auf ihn so groß, wenn doch laut Archivaufzeichnungen der Stimmenanteil der NSDAP in Schloßborn relativ gering war? ( Reichstagswahl 1933, davon NSDAP: deutschlandweit 44%, Schloßborn ca .22%, Glashütten ca. 78%)
Was war also seit 1933 passiert? Ist der Einfluss der NSDAP und der ausgeübte Druck immer größer geworden?
Über die Ereignisse vor 1945 kann man dem Text noch entnehmen, dass es in Schloßborn, wie wohl in fast allen Gemeinde und Städten in Deutschland nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten auch eine „Adolf Hitlerstraße“ und eine „Göringstraße“ gab, deren Straßenschilder vor der Ankunft der Alliierten schnell entfernt wurden. Warum gab es diese Straßennamen in Schloßborn? Warum hatte Bürgermeister Marx dies veranlasst? Wurde er wieder von den Einwohnern oder der Partei unter Druck gesetzt?
War Schloßborn den nationalsozialistischen Ideen gegenüber doch nicht so abgeneigt, wie es der Beitrag von Historie-Arbeitskreis-Glashütten suggeriert?
Ein weiteres Thema, das unbedingt vertieft werden muss, ist, wie man in Schloßborn in der dörflichen Struktur in der Zeit des Nationalsozialismus mit Zwangsarbeitern umgegangen ist. Waren in Schloßborn Zwangsarbeiter untergebracht? Wie wurden sie in Schloßborn während der Kriegsjahre behandelt? Für welche Tätigkeiten wurden sie eingesetzt?
In der geschichtlichen Abhandlung von Historie-Arbeitskreis-Glashütten wird das Thema Ausländer und Zivilarbeiter nur gestreift. Stattdessen findet man lediglich folgende Aussagen: im Schulhaus brachte man in 1945 alle Personen, die man auf Landstraßen angetroffen hatte, unter. Darunter waren „die bisher als Zivilarbeiter in der Umgebung beschäftigten Ausländer unterschiedlicher Nationalitäten“ und dann auch noch die „aus ihren Verstecken im Wald“ zurückgekehrten russischen Arbeiter.
Was erfährt man noch von diesen Ausländern, die im Schulhaus einquartiert waren? Eigentlich nichts, außer folgende tendenziöse Randnotiz: “ Am 4. April verließen die meisten Russen das Schulhaus Richtung Wiesbaden. Sie hatten in der kurzen Zeit (Anmerkung von SOGglasklar: gemeint ist wohl die Zeit vom Karfreitag, 30. März 1945 bis zum 4. April 1945) erhebliche Zerstörungen in der Schule angerichtet und sich gegenüber den Einwohnern teilweise sehr schlecht benommen.“
Diese Art der geschichtlichen Darstellung ist nicht seriös und dient nicht der Erhellung der damaligen Ereignisse, sondern dient allein der Verschleierung und Beschönigung der tatsächlichen Geschehnisse! In den Ausführungen zu den Ereignissen im Ort Glashütten werden die Russen dann noch drastischer beschrieben: „Bei den Russen handelte es sich wie auch in der Schloßborner Chronik beschrieben, um herumstreunende ehemalige Kriegsgefangene oder Fremdarbeiter“!
Diese Art der Beschreibung der damaligen Verhältnisse ist weit entfernt von objektiver Geschichtsaufarbeitung.
Deshalb an dieser Stelle der Hinweis, dass der interessierte Leser auf der folgenden Internetseite wertvolle Hintergrundinformationen zum Thema Zwangsarbeit in der Zeit von 1939 bis 1945 findet:
Abschließend muss man leider sagen, dass sich beim Lesen der Ausführungen von Historie-Arbeitskreis-Glashütten zum Thema Kriegsende 1945 sehr viele Fragen ergeben. Eine richtige Einordnung der Geschehnisse in 1945 ist nicht möglich, denn es fehlen in der Abhandlung fast alle wesentlichen Hintergrundinformationen. Anstatt dessen werden die Ereignisse in 1945 eher tendenziös dargestellt.
In 1945 vor Kriegsende, also die Zeit, die hier von den Autoren näher beschrieben wird, ist die Zeit, in der der deutschen Bevölkerung klar wurde, dass der Krieg verloren war. Es ging nur noch um Schadensbegrenzung. Das war nicht nur in Schloßborn so, das war überall so. Man hatte genug von den Entbehrungen und dem Leid, dass der Krieg verursacht hatte. In dem Aufsatz liest es sich aber so, als ob Schloßborn eigentlich nie an diesem Krieg und den nationalsozialistischen Ideen interessiert gewesen wäre.
War das so? Diese Frage muss wohl jeder für sich selbst beantworten!
Für nachfolgende Generationen als mahnende Erinnerung ist diese Abhandlung leider nicht geeignet. Dazu fehlen zu viele wesentliche Details.
Es ist schade, dass man sich nicht mehr Zeit genommen hat, um die Ereignisse von 1933 bis 1945 anhand vorhandener Archivdokumente zumindest für Schloßborn zu beschreiben.
Vielleicht fassen die Autoren von Historie-Arbeitskreis-Glashütten beim Lesen dieser Stellungnahme von SOGglasklar den Entschluss, ihre bisherigen Ausführungen zu überarbeiten und zu ergänzen. Das wäre sehr schön!
Nachfolgende Generationen werden es Ihnen auf jeden Fall danken.
SOG glasklar Glashütten, den 27. August 2020