Das Gottschalk-Schild
Warum steht diese Ehrentafel im Glashüttener Wald und wem gehört sie?
Mit diesen einfachen Fragen begann der Weg in das alltägliche und spezielle Mobbing und der persönlichen Diffamierung der Bürger, die nachfragten. Das es in der weiteren Zuspitzung zu Zerstörungen in der Kunstinstallation „waldGlasweg“ kam ist sicher einer der traurigen Höhepunkte um die Kontroverse.
Wie kam es dazu? Und was sollte heute geschehen, um den Konflikt zu beizulegen?
Eine der Forderungen von SOG glasklar ist die Entfernung des Schildes. Aber wer ist zuständig? Wem gehört es?
Das Ministerium und der Staatsforts geben die Verantwortung an die Gemeinde.
Eine Analyse von Ines Nickchen
1. Wie kam das Schild in den Wald?
Im Sommer 2013 wird der waldGLASweg eingeweiht. Ein Kunstweg im Glashüttener Wald. Philophisches, Informationen über den Limes und die Glasherstellung werden von mir thematisiert. Ich bin die Künstlerin und Urheberin.
In Februar 2015 beginnt die Amtszeit von Bürgermeisterin Brigitte Bannenberg. Im März gibt es eine Besprechung für das anstehende 10 Jahre Limes Jubiläumsfest. Frau Ingrid Berg berichtet, dass man an diesem Tag auch das neue Gottschalkschild an der Station 5 des waldGLASweges einweihen sollte. Erstaunt über diese Information bestehe ich darauf, dass man nichts im Blickfeld der Kunst ändern darf ohne mich zu fragen. Bürgermeisterin Bannenberg sagt daraufhin: „Das können Sie doch dem Herrn (Holger) Gottschalk nicht antun, der freut sich doch so auf das Schild.“
Holger Gottschalk ist im Rathaus der Gemeinde Glashütten Hauptamts- und Personalleiter und der Sohn von Bürgermeister Franz Johann Gottschalk, der vor 50 Jahren in Glashütten tätig war und der geehrt werden soll. Die Ehrung soll an einem Wanderrastplatz erfolgen, auf dem eine Fichte steht, die Gottschalkfichte genannt wird. 2 Jahre zuvor, wurde mir dieser Platz vom Naturpark Taunus und der Gemeinde Glashütten für die Errichtung der waldGLASweg Station 5 (GLASrast) zugewiesen und genehmigt. Von einem zusätzlichen großen Schild war nicht die Rede.
Im April 2015 treffe ich mich mit Holger Gottschalk im Rathaus um Form und Aufstellung des Schildes zu besprechen. Wir vereinbaren zusammen mit dem Grafiker, der das Schild anfertigen soll, in den Wald zu gehen, um optische Schäden zu verhindern.
Später im Mai 2015 frage ich nach, da ich nichts mehr von Holger Gottschalk gehört habe. Seine Antwort:“ Man werde mich informieren, wenn das Schild aufgestellt wird“. Im Juni 2015 rief Holger Gottschalk mich an um zu berichten, dass er gerade im Wald gewesen sei, es da doch so einen Holzrahmen gäbe und man dort doch das Schild anbringen könne.“ Auf meine Frage – wie groß und welches Material – und dass der Grafiker mich besser mal anrufen möge, rief mich der Glashüttener Grafiker tatsächlich an und fragte, ob er das Schild schrauben oder kleben soll. Im Gespräch stellte sich heraus, dass dieses Schild riesig groß ist und genau so von Holger Gottschalk für genau diesen Holzrahmen bestellt wurde und zudem schon seit Monaten fertig wäre. Für die Bezahlung sei Elvy Mäkitao, damals 1. Beigeordnete zuständig.
Juli 2015, ich wurde als Gast zu einer Gemeindevorstandssitzung eingeladen. Es geht auch hier um das Gottschalk-Schild. Der Gemeindevorstand teilte mir mit, dass ich nicht die Urheberin des waldGLASweges sei und somit nichts zu sagen hätte. Bereits vier Wochen nach Amtsantritt, d.h. Ende Februar 2015, hatte BM Bannenberg die Verlinkung www.waldglasweg.eu von der Gemeindewebseite gelöscht und den waldGLASweg mit Frau Bergs Webseite www.Historie-Arbeitskreis-Glashütten.de verlinkt. Als einzige Information zu mir stand nun auf Frau Bergs Historie –Arbeitskreis- Glashütten Webseite: „nach einer Idee von Ines Nickchen wurde der waldGLASweg gebaut“. Genau diese Absprechung meiner Urheberrechte erleichterte rechtlich die Aufstellung eines derartigen Schildes in der Kunst enorm.
Damit wurde auch die Webseite www.waldglasweg.eu, die im Auftrag des waldGLASteams unter Vorsitz der damaligen Bürgermeisters Thomas Fischer vom IntitutNeueMedien Frankfurt entwickelt wurde, verloren. Neben den ehrenamtlichen Aufwendungen und der touristischen Werbewirkung wurden auch Spendengelder vernichtet. Das Collegium Glashütten (Commerzbank) hatte sich mit 2.000 € beteiligt. Diese Webseite war mit der Wissensregion RheinMain vernetzt. Die Verlinkung zu anderen Kunstwegen in Deutschland, die Implementierung des sog.Querungskonzeptes sowie Augmented Reality waren in Arbeit. Diese kulturellen und tourismusfördernden Initiativen wurden nicht weiterentwickelt.
Kurz nach der Gemeindevorstandssitzung im Juni 2015 fand ich heraus, dass der Naziverbrecher Dr. Manfred Roeder 1. Beigeordneter unter BM Gottschalk war.
Mitte September 2015 war das Schild plötzlich im Wald aufgestellt, ohne Ankündigung, ohne öffentliche Hinweise, ohne Einweihung. Heimlich. Das Blickfeld und die kontemplative Atmosphäre dieser Kunstinstallation waren zerstört.
2. Wem gehört das Gottschalk – Ehrenschild im Wald?
BM Bannenberg, darauf angesprochen, schickte mir beigefügte Erklärung, die suggerierte, dass Hessenforst ein Interesse an dem Schild hätte. Ein Anruf bei Hessenforst ergab, dass man als Wirtschaftbetrieb kein Interesse an ehemaligen Bürgermeistern hätte, man aber von der Nazivergangenheit wisse. Es hätte auch nie Jemand nachfragt, warum der Baum Gottschalkfichte hieße.
Da auf dem Gottschalkschild groß Logo und Gemeindewappen prangten, nahmen alle an, dass das Schild Gemeindeeigentum sei.
Anfang 2018 wird BM Bannenberg im Artikel „Ein schrecklicher Jurist“ der FAZ zitiert mit der Aussage, das Schild sei privat.
2019, Frühjahr: BM Bannenberg schreibt, dass dieses Schild einer privaten Firma gehöre. In einer einer öffentlichen Sitzung sagt sie mündlich: Ihr (BM Bannenberg) sei gar nicht aufgefallen, dass sich Logo und Wappen der Gemeinde auf diesem Schild befinden.
2019 Anfang Dezember: Die Gemeinde teilt mir und unserer Arbeitsgemeinschaft SOG glasklar mit, dass das Gottschalk-Schild Eigentum von Hessenforst sei. Ich frage sofort bei Hessenforst nach.
2020 Februar, Hessenforst verneint Eigentümer zu sein. Auch der Naturpark Taunus kann sich nicht erinnern ob, wer, wann um Erlaubnis zur Aufstellung dieses Schildes gefragt hätte.
Somit ist das Schild herrenlos, d.h. es steht illegal im Staatswald. Gleichwohl will Hessenforst es nicht beseitigen.
Die Arbeitsgemeinschaft SOG glasklar hat sich um Klärung der Sachlage an die oberste Dienstherrin von Hessenforst, die Ministerin für Umwelt Priska Hinz gewendet. Die Antwort (siehe Punkt 5) führt ebenfalls zu keiner Übernahme von Verantwortung. Diese verbleibt bei der Gemeinde.
3. Zerstörung der Kunst und nicht des Gottschalkschildes
2017 Ende April – Jemand transportiert einen Vorschlaghammer an vier waldGLASweg Stationen vorbei 1,5 km in den Wald und zerschlägt die Glasstele S direkt vor dem Gottschalkschild. Schaden € 2.700,-
2018 Ende April – Die zerschlagene Glasstele S wird durch eine neue ersetzt. Wenige Wochen später wird erneut die Glasstele S und zusätzlich die Glasstele L zerschlagen. Wieder wird 1,5 km tief im Wald Kunst vor dem Gottschalkschild zerstört. Schaden € 7.000,-
Dazu gibt es eine Polizeimeldung, die besagt dass „Glasschilder, die den Limes markieren“ zerschlagen wurden, Schaden € 500,-. Da diese Aussagen nicht stimmen (die Meldung kam von Fr.Berg lt.Polizei) wird Kontakt zur Polizei aufgenommen. Die Kriminalpolizei ist verwundert, dass die Gemeinde keine Anzeige erstattet hat und bittet mich als Künstlerin persönlich zu kommen.
2019 Die Oberfläche der Glasbank der Station 3 wird zerschlagen. Das könnte eine Spitzhacke gewesen sein. Schaden mindestens € 3.000,-
Über keine der Zerstörungen wird in irgendeiner Lokalzeitung berichtet, BM Bannenberg und der Gemeindevorstand scheinen nicht interessiert zu sein, die Täter zu finden. Der Schaden an der Kunst beläuft sich inzwischen auf € 13.000, würde man es reparieren. Der waldGLASweg ist Eigentum der Gemeinde Glashütten.
Kunst und Natur sind in Interaktion. Kultur schafft Werte, Kunst hilft die Landschaft zu schützen. Wird das Gleichgewicht der geschaffenen Natur-Kultur-Verbindung gestört, wird Kunst auch eher zerstört.
4. Diffamierung und Mobbing
Nachdem ich mit der Information an die Öffentlichkeit ging, dass es während der Amtszeit des im Wald geehrten BM Gottschalk einen 1. Beigeordneten, den Naziverbrecher Generalrichter a.D. Dr. Manfred Roeder gab, begannen Diffamierung und Mobbing – gegen mich. Einer dieser „Höhepunkte“ war eine gegen mich gerichtete Stellungnahme von Bürgermeisterin Bannenberg und dem Gemeindevorstand – veröffentlicht in der Königsteiner Woche (8.9.2016), die an alle Haushalte in Königstein und Glashütten verteilt wurde . Das was zum waldGLASweg dort geschrieben wurde, ist aus dem Kontext gerissen und entspricht nicht der Wahrheit. Z.B. ist es für jeden normal Denkenden klar, dass ich die Positionen der Kunstobjekte natürlich mit den Forstfachleuten des Naturpark Taunus absprechen musste.
Dann lässt sich BM Bannenberg zu dem Naziverbrecher Roeder aus. Eine Aufarbeitung wird angekündigt – gleichzeitig aber schon 2 Jahre vor der Veröffentlichung das Ergebnis mitgeteilt: BM Gottschalk hatte gar nichts freiwillig mit Roeder zu tun. Diese Vorgabe spiegelt sich in dem Nazi verharmlosenden Auftrags- Aufsatz von Ingrid Berg wieder: „Kommunalpolitik mit NS-Vergangenheit? Manfred Roeder als Beigeordneter in Glashütten“; Jahrbuch des Hochtaunuskreises 2018 S. 205 ff.
Nur 2 kurze Besuche im Gemeindearchiv von Mitgliedern unserer Arbeitsgemeinschaft SOG glasklar haben eindeutig gezeigt, dass BM Gottschalk und Roeder sehr wohl und sehr intensiv und absolut freiwillig zusammen gearbeitet hatten und BM Gottschalk von Anfang an wusste, wer Roeder war. Das steht in krassem Gegensatz zu Frau Bergs oben genannten Ausführungen.
Somit ist der Satz in der Stellungnahme, ich würde BM Gottschalk besudeln, obsolet.
Nicht Diejenigen, die aufklären besudeln sondern die, die vertuschen.
Erfreulicherweise hatte sich die ehemalige BM Jutta Nothacker(CDU) von dieser Stellungnahme öffentlich distanziert.
Auch in den Sozialen Medien, in der Facebook Gruppe „Glashütten Runde“, wurde ich als Lügnerin und Nestbeschmutzerin bezeichnet – und „bei Naturvölkern würde man solche Leute aus dem Dorf jagen oder schlimmeres mit ihnen machen“ (K. Schmitz-Herrmann). Viel geliked und mit weiteren Hasskommentaren versehen – und NICHT gelöscht von der Administratorin. Die Administratorin ist Elvy Mäkitalo, 1. Beigeordnete, später Kreisabgeordnete.
Jegliche Kritik an Frau Bergs Text zu Roeder wird als Falschaussage und Angriff gewertet.
Sogar der angesehen Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin, Prof. Dr. Johannes Tuchel wurde als „so ein Professor in Berlin, der eine Gefälligkeitsarbeit geschrieben hat“ diffamiert.
Die Vorstandsmitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins Schlossborn, zugleich Mitglieder unserer Arbeitsgemeinschaft SOG glasklar, Christoph Klomann und Klaus Hindrichs, werden von BM Bannenberg zu einem vorgeblichen Archivgespräch geladen, das von ihnen de facto als ein Tribunal empfunden wird. Ihnen wird von BM Bannenberg, der Vorsitzende der Gemeindevertretung Frau Kolter, Frau Berg und Mitgliedern des Arbeitskreises Historie vorgeworfen, “öffentliche Beleidigungen“ gegen Frau Berg zu dulden und somit auch dem bereits verstorbenen Altbürgermeister Gottschalk zu schaden.
Manche Bürger sagen, BM Gottschalk hätte unter diesem Baum, vor 50 Jahren wohl eher ein Bäumchen, gesessen , andere sagen BM Gottschalk war nie im Wald.
5. Die Antwort des Umweltministeriums lautet:
Das Gottschalkschild zu erhalten sei offenbar politische Beschlussfassung der Gemeinde
. Wie sich aus dem Bericht des Landesbetriebs Hessenforst ergibt, liegen der Gemeinde Glashütten keine Erkenntnisse über die Person des früheren Bürgermeisters Gottschalk vor, die nach Bewertung der Gemeinde eine Entfernung des Schildes notwendig machen würden
.
Hessen-Forst würde sich selbstverständlich auch einem anderslautendem Votum der Gemeinde Glashütten in dieser Angelegenheit anschließen.
Außerdem schreibt das Ministerium, dass ein Förster Erwin Groß den Baum vor 35 Jahren Gottschalkfichte genannt hätte vermutlich in Anlehnung an den ehemaligen Bürgermeister Gottschalk. VERMUTLICH – also nicht mal das ist klar. Vielleicht hieß auch nur der Dackel von Förster Groß so.
5. Urheberrecht und das Schild
Zusätzlich zu der Aberkennung meiner Urheberrechte am waldGLASweg hat der Gemeindevorstand mir Ende 2015 mitgeteilt, dass sie das Gottschalk-Schild als nicht störend empfinden. Kunstinteressierte sind da generell anderer Meinung.
Am 6.2. 2019 hat die 6. Kammer des Landgerichtes Frankfurt am Main, mir die Alleinurheberrechte am waldGLASweg zugesprochen. Der Prozess wurde gegen Frau Berg geführt.
Ines Nickchen, Glashütten, 17.4.2020