Sehr geehrte Mitarbeiter der SOG,
auf diesem Weg möchte ich mich noch einmal bedanken für die gelungene Veranstaltung am 19. Oktober 2019 in Glashütten. Auch die anschließende Diskussion hat mir gezeigt, dass das Kapitel Roeder in Glashütten nicht geschlossen wurde, sondern ganz im Gegenteil die Aufarbeitung dieses historisch schweren Erbes in vollem Gang ist: Dass „Dr. Manfred Roeder“ nicht mehr der „engagierte Lokalpolitiker mit NS-Vergangenheit“ ist, sondern ein NS-Verbrecher, der jetzt auch offiziell von der Gemeinde Glashütten so bezeichnet wird. Dieser Blutrichter Hitlers hat auch gegen meinen Vater die Todesstrafe beantragt, und war mitverantwortlich am Tod vieler Frauen und Männer der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“. Mein Vater entkam der Hinrichtung mit sehr viel Glück.
Eine Bekannte, die Roeder für eine Universitätsarbeit Mitte der 60-ger Jahre interviewte, erzählte mir, wie er sich in dem Gespräch hämisch und gehässig über die hingerichteten Frauen Erika von Brockdorff und Libertas Schulze-Boysen lustig gemacht hatte. Ein Sadist und unverbesserlicher Nazi bis zu seinem Tod.
Es ist sicher kein Zufall, dass der aus Neetze stammende Roeder sich das idyllische Glashütten als neuen Wohn- und Wirkungsort ausgesucht hatte. Neetze, bei Lüneburg, lag ihm zu nah an der DDR-Grenze.
In Glashütten fühlte er sich anscheinend gut aufgehoben – unter Gleichgesinnten oder Gleichgültigen. Schnell war er in der Gemeindepolitik eingebunden, konnte sich beliebt und wichtig machen. Da ist sicher noch Einiges aufzuklären. Und es freut mich, dass Glashütten sich der Vergangenheit stellt und, dass meine Filme etwas Wichtiges in Gang gebracht haben.
Herzlich
Christian Weisenborn